Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl – µ

Als Diffusionswiderstand einer Schicht gibt man die Luftschichtdicke in Metern an, die der Diffusion (Austausch von Wasserdampf- und Luftmolekülen) denselben Widerstand entgegensetzen würde wie die betreffende Schicht. Je niedriger dieser Wert ist, desto weniger wird der Wasserdampf auf dem Weg von der warmen zur kalten Seite gebremst. Für offenporige Konstruktionen ist ein niedriger μ-Wert vorteilhaft, da die Entfeuchtung ungehindert und schnell ablaufen kann. Eine Aussage über die Wirkung eines Materials in einer gegebenen Konstruktion ist nur bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Dicke des Stoffes möglich.

Je tiefer der Wert, desto schneller kann Wasserdampf ein Material durchdringen.
Der μ-Faktor sagt aus, wie gut Wasserdampf (Radius von 0,14-0,16 nm) in einem Material im Verhältnis zu Luft (Radius von 0,2-0,28 nm) diffundiert, aber nichts über die Diffusionsfähigkeit von Wasser. So lässt ein Zementputz (μ = 20) den Wasserdampf relativ gut durch, so sperrt er doch Wasser beachtlich gut (relativ große Wassermoleküle mit einem Radius von 0,28 nm). Dies gilt für Materialien, die kein Wasser durchlassen aber trotzdem (Wasserdampf-) diffusionsoffen sind, zum Beispiel Kunststoff-Zement-Putze und Dispersionsfarben. Lehm oder nicht zu hoch gebrannte Ziegel lassen sowohl Wasserdampf und auch flüssiges Wasser diffundieren. Eine 36,5 cm dicke Mauerschicht aus Ziegelsteinen (μ = 8) hätte demnach eine äquivalente Luftschichtdicke von sd= 8 x 0,365 m = 2,92 m. Bei der Gipskartonverkleidung ergibt sich ein Sd-Wert = 8 x 0,0125 m = 0,1 m. Anstrichmaterialien haben in der Regel ziemlich hohe Werte. Da die Schichtdicken mit wenigen zehntel Millimetern nur sehr gering sind, beeinträchtigen sie die Diffusionsfähigkeit der Wand im Allgemeinen kaum. Jedoch wird die Sorption (Wasserdampfaufnahme) beeinflusst und das ist gerade für Innenräume zum Abbau der Feuchtespitzen der Raumluft wichtig. So entspricht der Sd-Wert einer 0,5 mm dicken Schicht aus Leimfarbe mit μ = 180 … 215, Sd-Wert = 200 x 0,0005 m = 0,1 m. Wird ein Kunstharzdispersionsanstrich mit μ = 1800 verwendet, so liegt der Sd-Wert bei 0,9 m. Bei einem Ölsockelanstrich mit μ = 10.000 sind dies 5 m. Damit wird deutlich, warum sich früher bei derartiger Wandbeschichtung in der Küche nach dem Kochen ein Feuchtigkeitsfilm (Kondenswasser) bilden konnte. Als Folge davon war bei Altbauten der sich darunter befindliche Putz meist schadhaft. Naturlich sollten noch andere spezielle Stoffeigenschaften als lediglich die Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl berücksichtigt werden.

Werte der Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl (μ):

• bis μ = 10 zeigen eine sehr gute Diffusionsfähigkeit für Wasserdampf an
• ab μ = 10 sind mittlere Diffusionswerte
• ab μ = 50 wird die Dampfdiffusion eingeschränkt
• ab μ = 500 wird sie stark eingeschränkt
• ab μ = 15000 wirkt ein Material wasserdampfsperrend
• ab μ = 100000 ist ein Material dampfdicht

• Für Luft gilt μ = 1
• Für diffusionsfähige Holzfaserplatten μ = 5 – 10
• Für Fichtenholz etwa μ = 50 – 70
• Für Bruchstein μ = 100 – 200
• Für Fensterglas etwa μ = 10000
• Für Bitumen etwa μ = 10000

Informationsquellen:
Diverse Bücher, Formelsammlungen, Fachberichte, Tabellen, Produkteblätter usw.
Zusammengestellt und interpretiert von Stephan Binggeli.